Malteser Rettungshundestaffeln: Gemeinsam Leben retten, Mensch und Hund im Einsatz
Ende April feiern wir den Internationalen Tag des Rettungshundes, eine Gelegenheit, die außergewöhnliche Arbeit der Malteser Rettungshundestaffeln in Baden-Württemberg zu würdigen. Mit rund 250 engagierten Ehrenamtlichen an 15 Standorten stehen diese Teams Tag und Nacht bereit, um Menschen in Not zu helfen. Ihre treuen Vierbeiner, deren Geruchssinn unschätzbar ist, werden in verschiedenen Sucharten eingesetzt, von der Flächen- bis zur Trümmersuche, um vermisste Personen zu finden. Diese intensive Arbeit erfordert anspruchsvolle Ausbildung und regelmäßiges Training, wobei die Bindung zwischen Mensch und Hund stets im Mittelpunkt steht. Erfahren Sie mehr über dieses sinnstiftende Ehrenamt, das Menschen und Tiere in einer einzigartigen Partnerschaft vereint.
Fragen an Michael Berger, Referent Rettungshunde Diözese Rottenburg-Stuttgart
Herr Berger, wozu gibt es Rettungshundestaffeln?
Der Geruchssinn von Hunden ist wirkungsvoller als jedes technische Gerät - deshalb werden sie in Rettungshundestaffel dazu eingesetzt, vermisste Personen zu finden. Eine Staffel besteht immer aus mehreren Hunde- und Hundeführer/-innenteams, die gemeinsam auf die Suche gehen. Die Rettungshundestaffeln der Malteser Baden-Württemberg arbeiten vor allem mit Flächensuchhunden welche - vergleichbar mit der Stöbersuche bei der Jagd - frei und selbständig nach menschlicher Witterung suchen. Für diese Suchart wird kein Geruchsträger der vermissten Person benötigt. Weitere häufig vorkommende Suchhunde sind die sogenannten Mantrailer, die darauf spezialisiert sind, den Geruch einer bestimmten Person und den Weg, den diese genommen hat, zu verfolgen. Bei dieser Suchart wird ein Geruchsprobe und der letzte anzunehmende Sichtungspunkt der vermissten Person benötigt.
Welche Voraussetzungen braucht es, dass ich meinen Hund als Rettungshund ausbilden kann?
Im Prinzip kann jeder Hund zum Rettungshund ausgebildet werden. Allerdings sollte er nicht aggressiv gegenüber Menschen oder anderen Hunden sein, ich sollte eine gute Beziehung zu meinem Hund haben und ihm vertrauen. Im Ernstfall muss ich ihn laufen lassen können – auch nachts.
Auf was muss ich mich einstellen, wenn ich mich in einem Rettungshundeteam engagieren möchte?
Zuerst einmal absolviert jede/r im Team mit dem Hund eine zwei- bis dreijährige Ausbildung für Mensch und Hund, die mit einer Prüfung abgeschlossen wird. Auch nach der Prüfung wird regelmäßig trainiert – bei uns in Schwäbisch Gmünd zum Beispiel zwei Mal wöchentlich. Dabei wird das Training ganz auf den Hund angepasst: Je nach Ausbildungsstand wird in der Länge der Suchen und kurzen motivierenden Übungen variiert und immer wieder angepasst. Für die Vorbereitung auf die Realeinsätze werden auch von Zeit zu Zeit Alarmübungen durchgeführt, hier gehen Hundeführer und Helfer von einer realen Alarmierung aus. Zusätzlich zu den Übungen müssen wir natürlich bereit sein für den Ernstfall.
Wie läuft ein Rettungshundeeinsatz ab?
Die Alarmierung erfolgt von der Polizeidienststelle über die zuständige Rettungsleitstelle an den jeweiligen Ansprechpartner des Landkreises für die Rettungshundearbeit, egal, welcher Hilfsorganisation sie/er angehört. Hier in Schwäbisch Gmünd haben wir Malteser die Einsatzleitung. Dann ist die Frage: Welche Sucharten brauchen wir und unter Umständen fordern wir weitere Rettungshundestaffeln aus Baden-Württemberg an.
Wieviele Einsätze haben Sie circa im Jahr?
Rund 20 bis 30. Manche Einsätze sind sehr herausfordernd – gerade, wenn Kinder betroffen sind. Wichtig ist mir, dass wir im Team alle Einsätze zeitnah nachbesprechen. Wenn einer von uns merkt, dass jemand aus unserem Team mit einer Situation nicht klarkommt, besprechen wir sie auch individuell bzw. schalten das geschulte Team der Psychosozialen Notfallversorgung der Malteser (PSNV) ein.
Warum muss auch nach bestandener Prüfung weiter trainiert werden?
Bei der Rettungshundearbeit ist es wichtig, dass sich der Hund konzentriert und fokussiert. Deshalb muss er stets im Training und motiviert bleiben. Wir nutzen den Spiel- und Futtertrieb der Hunde – hierrüber sind sie leicht motivierbar. Natürlich bekommen sie auch immer eine Belohnung – Futter oder Spielzeug, am Besten das, was der Hund am liebsten mag. Bei unserem Training gilt: Jeder lernt von jedem – deshalb ist die Gruppe stets durchgemischt.
Das Engagement in der Rettungshundearbeit ist ja sehr zeitintensiv. Was ist das Schöne an dieser ehrenamtlichen Arbeit?
Ich empfinde unsere Arbeit als sehr wertvoll: Es ist ein gutes Gefühl, wenn wir jemand lebend finden, retten und zurückbringen können. Außerdem gefällt mir die Teamarbeit bei den Maltesern und wie gut das große Ganze in unserer Rettungshundegruppe funktioniert. Sobald der Melder klingelt, stehen die Helferinnen und Helfer parat – das motiviert sehr. Ich erinnere mich an eine Situation, als es mir nach einem Einsatz nicht so gut ging – zwei Stunden später rief mich jemand aus der Gruppe an, wie es mir ginge.
Welcher Einsatz bleibt Ihnen besonders in Erinnerung?
(Denkt nach). Das war der Entführungsfall von Maria Bögerl, der Frau des damaligen Heidenheimer Sparkassenchefs, die 2010 entführt und schließlich ermordet worden ist. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Wir wurden damals mit unseren Rettungshundeteams in die Suche eingebunden und haben sie vier Tage lang gesucht. Schließlich mussten wir am vierten Tag die Suche aufgeben – das war hart. Nach langer Suche wurde schließlich die Leiche der Frau gefunden – von einem Spaziergänger.
Neben Training und Einsätzen: Wie sind Sie als Rettungshundestaffel noch sichtbar?
Durch Vorführungen bei verschiedenen Veranstaltungen zum Beispiel. Auch für Referate an Schulen oder Kindergärten werden wir engagiert. Ich war zum Beispiel einmal an einem Kindergarten und brachte als Geschenk einen Plüschrettungshund mit. Später habe ich erfahren, dass die Kinder diesen Rettungshund nach meinem Hund benannten – ist das nicht schön?