Tag der Organspende
Anlässlich des Internationalen Tags der Organspende am 3. Juni machen die Malteser auf die Dringlichkeit von Organspenden aufmerksam. Seit 2018 bringen die Malteser Stuttgart im Auftrag der Deutschen Stiftung für Organspende (DSO) das gespendete Organ mit dem Auto von der Spenderin/dem Spender zu der Empfängerin/dem Empfänger. Einer, der nur dank Organspende überlebt hat, ist der Malteser Rettungssanitäter Torsten Klein aus Notzingen. Seit 36 Jahren lebt der heute 53-Jährige mit einer transplantierten Leber.
Torsten, du lebst jetzt seit 36 Jahren mit einer Spenderleber. Wie war es damals?
Torsten Klein: Eigentlich war ich immer ein gesundes Kind und habe nie größere Krankheiten gehabt. Im August 1986 – damals war ich 17 - bekam ich während des Urlaubs plötzlich dicke Füße. Damals hatte ich gerade meine Ausbildung angefangen. Der Hausarzt wies mich sicherheitshalber ins Krankenhaus ein. Da sich bei den Untersuchungen der Verdacht auf Hepatitis nicht bestätigte, wurde ich an die Uniklinik Tübingen verlegt. Bald stand die Diagnose fest: Morbus Wilson - ein genetischer Defekt, der schon in jungen Jahren zur Zersetzung der Leber führen kann. Nachdem die Medikamente nicht anschlugen, war klar, dass mir nur eine Organspende helfen kann.
Mit 17 Jahren war das sicher schwierig zu verkraften, oder?
Torsten Klein: So krass empfand ich es damals nicht. Allerdings war ich damals ständig im Krankenhaus und durfte nur kurz nach Hause. Besonders für meine Eltern war das eine sehr harte Zeit – es hieß, dass ich ohne OP vielleicht noch ein halbes oder dreiviertel Jahr zu leben habe. Und auch ich musste darauf vertrauen, dass es gut ging - mir blieb nichts anderes übrig.
Wie war es nach der OP?
Torsten Klein: Nach der OP bin ich erst einmal auf die Intensivstation gekommen und wurde künstlich beatmet. Diese Zeit war ziemlich schlimm, ich hatte furchtbare Albträume, die Blutwerte verschlechterten sich und ich bekam Fieber – mein Körper wollte zuerst das neue Organ nicht annehmen. Aber ich habe es geschafft, mir ging es bald zunehmend besser.
Und heute führst du ein ganz normales Leben?
Torsten Klein: Eigentlich ja. Ich muss Immunsuppressiva einnehmen und beim Trinken und Essen ein bisschen aufpassen. Aber ich bin nicht übervorsichtig, ich lebe ein möglichst normales Leben, und ich bin gern aktiv. Ein bisschen gelassen zu sein, ist gar nicht schlecht.
Und seit 1988 engagierst du dich bei den Maltesern Kirchheim. Wie kam es dazu?
Torsten Klein: Mir war es nach der überstandenen OP wichtig, für die Organspende zu werben und habe Organspendeausweise in Notzingen verteilt. Darüber bin ich mit den Maltesern Kirchheim ins Gespräch gekommen – wir haben uns gut verstanden. Nach und nach habe ich verschiedene Qualifizierungen absolviert – wurde nach und nach zum Sanitätshelfer, zum Rettungssanitäter, zum Gruppenführer, schließlich zum Zugführer ausgebildet - und war irgendwann hier für die Einsatzdienste und den Katastrophenschutz in der Malteser in Kirchheim zuständig. Die Zeit, die ich durch die Organspende gewonnen habe, möchte ich sinnvoll nutzen und auch etwas zurückgeben – deshalb arbeite ich noch immer für die Malteser.
Feierst Du jedes Jahr zweimal Geburtstag?
Torsten Klein: Es ist glaube ich schon so, dass man etwas bewusster lebt. Eigentlich sollte man jeden Tag dankbar sein und nicht alles selbstverständlich hinnehmen.
Hast Du eine Botschaft zum Tag der Organspende?
Torsten Klein: Ich will niemanden bekehren, aber ich will, dass sich jede und jeder informiert, sich Gedanken über eine Organspende macht und sich dann entscheidet: Ist eine Organspende etwas für mich oder nicht. Der Zeitaufwand dafür ist nicht so groß.
Vielen Dank für das Gespräch, Torsten!