Seit Beginn des Ukraine-Krieges Ende Februar 2022 sind über 100 Mio. Personen weltweit auf der Flucht. So hoch war die Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen noch nicht. Allein in Deutschland wurden bis zuletzt knapp 400 000 Schutzsuchende aus der Ukraine registriert. Vor diesem Hintergrund haben die Malteser ihren im September 2021 veröffentlichten Migrationsbericht aktualisiert. Ein Schwerpunkt des Berichts ist das Thema Menschenhandel.: „Menschenhandel wurde an vielen Stellen deutlich. Hier haben wir alle eine besondere Fürsorgepflicht. Sexuelle Ausbeutung und die Ausbeutung billiger Arbeitskraft werden durch den Migrationsdruck und das Fehlen legaler Migrationsmöglichkeiten wesentlich gefördert. Wir schauen bei dieser Problematik viel zu gerne weg, obwohl es viele Länder betrifft. Zwangsprostitution ist auch in Deutschland verbreitet“, sagt der Großkanzler des Malteserordens, Albrecht Freiherr von Boeselager.
Im Jahr 2020 nahm die Anzahl an Verfahren im Kontext von Menschenhandel verglichen mit dem Jahr 2019 zu. Menschenhandel bleibt eine Straftat mit hohem Dunkelfeld, allerdings mit einer begrenzt aussagekräftigen Datenlage. Im Rahmen der Fluchtbewegung aus der Ukraine werden Frauen und Kinder als besonders vulnerabel in Bezug auf Menschenhandel angesehen. Warnungen der Bundespolizei sowie der EU-Innenkommissarin wiesen auf erste Fälle von Menschenhandel mit Frauen und Minderjährigen hin.
Anbindung an den Arbeitsmarkt
Auch die Anbindung der Schutzsuchenden an den Arbeitsmarkt ist ein Thema, über das bei der Podiumsdiskussion auf dem Deutschen Katholikentag in Stuttgart gesprochen wird. Weitere Teilnehmer der Diskussion sind die Staatssekretärin im Innenministerium Juliane Seifert, Prof. Dr. Dr. Lars Feld, Direktor des Walter Eucken-Instituts in Freiburg, Mattea Weihe von Seawatch aus Berlin und Rawan Rihawi, syrische Geflüchtete und heute Einsatzsanitäterin bei den Maltesern in Konstanz. Die Podiumsdiskussion findet am kommenden Freitag ab 11 Uhr im Hegel-Saal der Liederhalle, Berliner Platz 1-3, in Stuttgart statt.
Aktuelle Zahlen aus dem Malteser Migrationsbericht ergeben, dass 84% der befragten geflüchteten Frauen im Durchschnittsalter von rund 38 Jahren waren. 92% der Befragten waren in der Ukraine berufstätig oder in Ausbildung. „Um eine rasche Integration der Schutzsuchenden zu fördern, ist eine unbürokratische Anerkennung von beruflichen Abschlüssen und die Nutzung von (Weiter-) Bildungsmaßnahmen wichtig“, erklärt der Großkanzler. Durch die Aktivierung der Massenzustrom-Richtlinie ist davon auszugehen, dass sich das Erwerbspotenzial von ukrainischen Geflüchteten am deutschen Arbeitsmarkt erhöht. Erste Analysen im Migrationsbericht der Malteser haben ergeben, dass die Qualifikationen ukrainischer Geflüchteter grundsätzlich passend für den deutschen Arbeitsmarkt sind.
Das Update zum Migrationsbericht findet sich unter www.malteser.de/migrationsbericht