Berlin. Wie in den vorangegangenen Migrationsberichten lässt sich auch im vierten Migrationsbericht die Bedeutung des Arbeitsmarktes für die Integration belegen: Die gesamte positive Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Jahr 2022 kann auf die ausländische Bevölkerung zurückgeführt werden. 407.000 Personen dieser Gruppe fanden im Jahr 2022 eine Beschäftigung. Außerdem wurde im Jahr 2022 etwa ein Fünftel aller Unternehmen von Personen mit Migrationshintergrund gegründet. Ein Arbeitsplatz schafft zudem gute Voraussetzungen zum Kontakt mit der deutschen Bevölkerung. Im Jahr 2020 hatten 43 Prozent der Männer täglich Kontakt zu Deutschen am Arbeitsplatz, während es unter den Frauen nur 16 Prozent waren. Diese und weitere Fakten zum Thema Migration in Deutschland finden sich im mittlerweile vierten Malteser Migrationsbericht, der seit 2017 alle zwei Jahre veröffentlicht wird.
Aus den Fakten zur Migration und Integration ziehen Praktiker eindeutige Schlüsse. Der Geschäftsführer der Malteser Werke, Sebastian Schilgen, fordert: „Lange vor dem Bescheid über den Aufenthaltsstatus sollte die Qualifikation der Schutzsuchenden für den Arbeitsmarkt beginnen. Umso schneller und einfacher gelingt die soziale und wirtschaftliche Integration in Deutschland.“
Am Beispiel der ukrainischen Geflüchteten lässt sich das gut verdeutlichen: „Die ausgeprägte Anteilnahme und Hilfsbereitschaft der deutschen Bevölkerung für die Schutzsuchenden aus der Ukraine, das relativ hohe Bildungsniveau der ukrainischen Schutzsuchenden sowie ihr intensiver Kontakt mit Deutschen spricht für die gelungene Integration“, konstatiert Prof. Lars Feld, Leiter des Walter Eucken Instituts in Freiburg und Autor des wissenschaftlichen Berichts.
Für Schutzsuchende aus der Ukraine zeigt sich: Die Hälfte besuchte zum Zeitpunkt ihrer Befragung einen Deutschkurs oder hatte bereits einen Deutschkurs abgeschlossen. Das Bildungsniveau der ukrainischen Schutzsuchenden ist relativ hoch. Gleichwohl schätzen 83 Prozent von ihnen ihre Deutschkenntnisse als „niedrig“ ein, nur drei Prozent bezeichnen ihre Deutschkenntnisse als „hoch“. Auf dem Arbeitsmarkt ist die Zahl der Erwerbstätigen stark gewachsen: Während vor Kriegsbeginn im Januar 2022 insgesamt knapp 64.800 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Deutschland angestellt waren, stieg ihre Zahl um rund 113.700 Personen auf knapp 178.500 Personen im April 2023 an. Drei Viertel (76 Prozent) der Ukrainerinnen und Ukrainer fühlen sich „überwiegend“ oder „voll und ganz“ willkommen geheißen in Deutschland.
Allerdings: Die größte Wanderungsbewegung nach Deutschland seit den 1950er Jahren lässt die Kommunen an die Grenzen ihrer Aufnahme- und Integrationsmöglichkeiten stoßen. Auch die Malteser betreuen im Sommer 2023 in den Gemeinschaftsunterkünften von Ländern und Kommunen so viele Menschen wie nie zuvor.
Der Malteser Migrationsbericht steht hier zum Download bereit.