Klaus Weber, Regional- und Diözesangeschäftsführer der Malteser in Baden-Württemberg, betont, dass sich die baden-württembergischen Malteser bereits seit 20 Jahren für geflüchtete Menschen einsetzen und mit ihnen arbeiten: „In den vergangenen Jahren haben wir Malteser professionelle Strukturen in Ehren- und Hauptamt aufgebaut“, so Weber. „Dank unserer langjährigen Erfahrung, unserer qualifizierten Mitarbeitenden und unserer erprobten Strukturen konnten wir im vergangenen Jahr auch auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine und die damit ausgelöste Flucht unzähliger Menschen rasch reagieren und in kürzester Zeit umfangreiche Hilfe leisten – in der Ukraine und hier in Baden-Württemberg.“
Neben ihren bisherigen Angeboten für geflüchtete Menschen eröffneten die Malteser nach Kriegsbeginn in Stuttgart und den Landkreisen Esslingen und Ravensburg zwölf Not- und Schutzunterkünfte mit 3.000 Plätzen geöffnet. Sie stellen die Verpflegung an den Standorten und häufig auch die Einrichtungsleitung, die Sozial- und Alltagsbetreuung und die medizinische Versorgung der Geflüchteten. Seit April 2022 betreuen sie zudem die Notunterkunft zur Landeserstaufnahme für Ukraineflüchtlinge in Sindelfingen mit 1.000 Plätzen – allein in den ersten zwölf Monaten wurden hier fast 23.000 Flüchtlinge betreut. Für das Regierungspräsidium Freiburg betreuten sie in zwei mehrwöchigen Einsätzen bis zu 800 Flüchtlinge in der Messe Offenburg.
Neben der Not- und Soforthilfe ist die Integration der Geflüchteten ein großes Anliegen der Malteser. „Durch die vielfältigen Projekte des Integrationsdienstes können wir unterschiedliche Bedürfnisse der Geflüchteten abdecken“, so Lady Parra, Leiterin des Migrationsbüros der Diözese Rottenburg-Stuttgart. „Das reicht von der ersten Orientierung in Deutschland und dem Spracherwerb über Sport- oder Kulturangebote bis hin zu wichtigen Angeboten wie der psychologischen Beratung und der Gewaltprävention.“ In Stuttgart haben sich die Malteser seit 2015 zu einem der größten ambulanten Flüchtlingshilfeträger der Stadt entwickelt und betreuen hier mehrere Unterkünfte mit rund 1.800 Plätzen.
Lady Parra verweist darauf, dass das Migrationsteam der Malteser in Baden-Württemberg im Laufe der Jahre stark gewachsen ist und die Mitarbeitenden wertvolle Erfahrungen mitbringen: „Viele unserer Kolleginnen und Kollegen im Migrationsteam sind selbst als Geflüchtete nach Deutschland gekommen und arbeiten jetzt haupt- oder ehrenamtlich bei den Maltesern”, so Parra. “Sie kennen die Themen im Bereich Sprache und Kultur und den Weg, den die Menschen gehen mussten, bis sie hier ankommen. Sie können sich in die Menschen hineinversetzen und wissen, was sie brauchen.”
Anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni stellen die Malteser verschiedene Dienste und die darin arbeitenden Menschen vor:
Lady Parra, Leiterin des Malteser Migrationsbüros der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Lady Parra wurde in Kolumbien geboren. Als studierte Rechtsanwältin spezialisierte sie sich auf internationale Verträge, sie hat Erfahrung mit Binnenflüchtlingen in Kolumbien und im Projektmanagement in der Entwicklungshilfe. Ihre erste Begegnung mit den Maltesern hatte sie als Ehrenamtliche in einer Notunterkunft im Jahr 2015. Seit 2016 übte sie hat sie mehrere hauptamtliche Funktionen aus. Aktuell ist sie Leiterin des Migrationsbüros der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Zu ihren Aufgaben gehören der Aufbau, die Entwicklung und Stabilisierung der Migrations- und Integrationsdienste, die Akquise von Fördermitteln und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern auf lokaler, regionaler und Bundesebene.
Marja Rothenhöfer, Leiterin Flüchtlingshilfe Bezirk Stuttgart:
Marja Rothenhöfer ist 2015 zu den Maltesern gekommen – mit einem Sprung ins kalte Wasser: Damals musste in rasantem Tempo kurzfristige Soforthilfe für die vielen Geflüchteten geschaffen werden – Notunterkünfte, Verpflegung und medizinische Versorgung. Parallel dazu entwickelten die Malteser ein umfassendes Konzept für Sozialbetreuung, Pädagogische Hausleitung, Ehrenamtskoordination, Erstorientierung und Sprache. Inzwischen ist Marja Rothenhöfer Leiterin der Flüchtlingshilfe für den Bezirk Stuttgart. Die Malteser haben sich in der Zeit zu einem der größten ambulanten Flüchtlingshilfeträger der Stadt entwickelt und betreuen hier mehrere Unterkünfte mit rund 1.800 Plätzen.
Bahareh Salehi, Einrichtungsleiterin Gemeinschaftsunterkunft Weilimdorf
Seit Ende Februar 2023 betreuen die Malteser in einem ehemaligen Hotel in Stuttgart-Weilimdorf eine Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Menschen. Mit rund 650 Bewohnerinnen und Bewohnern ist sie die größte Regelunterkunft in Baden-Württemberg. Bahareh Salehi ist Standortleiterin in Weilimdorf. 2010 kam sie selbst aus dem Iran nach Deutschland. Seit 2016 arbeitet sie bei den Maltesern – leitete zunächst eine Unterkunft in Stuttgart-Neugereut und in Zuffenhausen, bevor sie Ende Februar die Standortleitung in Stuttgart-Weilimdorf übernommen hat.
Ewa Grames, Einrichtungsleiterin der Notunterkunft zur Landeserstaufnahme in Sindelfingen:
Ewa Grames wurde in Polen geboren und kam 1982 nach Stuttgart. Als die Notunterkunft in Sindelfingen im April 2022 für rund 1.000 Geflüchtete öffnete, arbeitete sie hier als stellvertretende Leiterin. Seit Januar 2023 hat sie die Leitung übernommen. Aktuell betreuen die Malteser neun Notunterkünfte in Stuttgart, in den Landkreisen Esslingen und in Ravensburg, mit insgesamt 5.370 Plätzen. Die Notunterkunft in Offenburg wurde Ende Februar 2023 nach knapp viermonatiger Öffnung geschlossen, nachdem die Zahl dort deutlich zurückgegangen war.
Silvia Baumann, Leitung Integrationsdienst und Ukrainehilfe Konstanz:
Silvia Baumann hat 2015 vom Sozialen Ehrenamt der Maltese quasi über Nacht in die Flüchtlingshilfe und danach in den Integrationsdienst gewechselt. Die damalige Flüchtlingskrise benötigte organisationsstarke Mitarbeiterinnen, die die internen Prozesse kennen und sich schnell in aufkommende Krisensituationen einfinden. Diese Erfahrung ist seit des Ukrainekrieges für die Malteser erneut wertvoll. Silvia Baumann leitet neben der Ukrainehilfe die Integrationsdienste mit den Leuchtturmprojekten „Mädelstreff“ und „Young Women’s Club“. Das Empowerment-Programm für Mädchen und junge Frauen ist ein wichtiger Pfeiler der Integrationsarbeit in Konstanz.
Lea Oechsner, Sozialarbeiterin beim Projekt INVICTA
Unter dem Namen INVICTA (die Unbesiegte) bieten die Malteser in der Diözese Rottenburg-Stuttgart Unterstützung für geflüchtete Frauen an, die von Gewalt betroffen sind. Bespiele für diese Gewalt sind zum Beispiel Zwangsverheiratung, häusliche Gewalt, Menschenhandel oder Genitalverstümmelung. Lea Oechsner arbeitet seit Februar 2022 bei den Maltesern – unter anderem ist sie Sozialarbeiterin beim Projekt INVICTA, entwickelt es gemeinsam mit Lady Parra und Sozialarbeiterin Lea Wehrmann weiter, bietet Schulungen an und sucht nach Wegen, wie sie die Frauen und Mädchen erreichen kann.
Vania Sofia Ferreira Melo, Nuray Dolar, Adshaya Arulyogarajah und Louis Raphael Hirth – Bundesfreiwillige/FSJler im Schulsanitätsdienst der Malteser
Vania Sofia Ferreira Melo, Nuray Dolar, Adshaya Arulyogarajah und Louis Raphael Hirth machen seit September 2022 ihren Bundesfreiwilligendienst bzw. ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei den Maltesern und begleiten an verschiedenen Schulen in Stuttgart den Schulsanitätsdienst. Die Ausbildung zum Schulsanitäter dauert 45 Schulstunden. Sie beginnt mit einer Erste-Hilfe-Ausbildung und schließt mit einer ausführlichen Sanitätsausbildung ab. Neben dem Schulsanitätsdienst übernehmen die Bufdis/FSJler auch immer wieder Aufgaben in der Flüchtlingsarbeit.
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