Seit Juni 2014 kümmern sich die Malteser in der Mannheimer Neckarstadt um Menschen, die nicht krankenversichert sind. Jetzt feierte die „Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung“ (MMM) ihr zehnjähriges Bestehen mit einem Festakt in den Räumlichkeiten des Kaisergarten. Vor geladenen Gästen aus Politik, Kirche und Gesellschaft sowie den zahlreichen Ehrenamtlichen der Malteser würdigte Oberbürgermeister Christian Specht das Engagement des MMM-Teams: „Sie sind ein wichtiger Partner im Angebot der Stadt und ich sichere Ihnen auch weiterhin unsere Unterstützung zu“. Diakon Möhrs von der katholischen Kirche überbrachte Grüße des Schirmherrn der MMM, Dekan Jung, der zurückblickte auf zahlreiche Herausforderungen der letzten zehn Jahre: „Das MMM-Team hat das alles gemeistert: immer das Beste für die behandlungsbedürftigen Menschen jeden Alters im Blick, mit einem offenen Ohr und wachen Blick für deren Bedürfnisse, mit einer gehörigen Portion Gottvertrauen und großartigen engagierten Ehrenamtlichen, wie auch Unterstützerinnen und Unterstützern.“ Darauf folgte das feierliche Grußwort des Diözesanleiters Dominicus Freiherr von und zu Menzingen in dem darauf hinwies, dass die Malteser die Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung systematisch aufgebaut haben und derzeit an 18 Standorten in Deutschland mit einer MMM vertreten sind. Durch diese Strukturen gewährleistet der Malteser Hilfsdienst die Kontinuität und Professionalität der Arbeit in der Tradition des seligen Bruder Gerhards, Stifter des ersten Spitals in Jerusalem im 11. Jahrhundert. Bereits dort war die Voraussetzung für die Aufnahme die persönliche Not des einzelnen, nicht seine Zugehörigkeit zu einer Religion oder einem Volk.
Jasmin Zart, die Leiterin der MMM, verwies auf die Gründung der MMM durch Ihre Vorgängerin und das breite Netzwerk der Unterstützer. Neben Ärztinnen und Ärtzen, Krankenschwestern und Dolmetscherinnen, die sich ehrenamtlich in der wöchentlichen Sprechstunde engagieren, hat die Kirchengemeinde Herz-Jesu der MMM ihre Räumlichkeiten mietfrei zur Verfügung gestellt und unterstützt darüber hinaus immer wieder durch Spenden und tatkräftige Mithilfe.
Ohne die finanzielle Unterstützung vieler Spenderinnen und Förderungen wäre die Arbeit der MMM nicht möglich, da sie keine Zuschüsse von Krankenkassen erhalten. Deshalb freuten sich die Verantwortlichen sehr über die „Finanzspritze“ von 1000 Euro der Kath. Kirchengemeinde Mannheim-Neckarstadt. Diese wurde von Bruder Fran-Leo Barden ofm und Claudia Jacobs (Pfarrgemeinderatsvorsitzende) überreicht. Von 4. Juni 2014 bis zum 31. Dezember 2023 versorgte die MMM rund 3.000 Patientinnen und Patienten in 8.000 Behandlungen. Die meisten kommen mit akuten allgemeinmedizinischen oder internistischen Erkrankungen, zunehmend aber auch mit chronischen Leiden in die MMM.
Dr. Ewald Jammers, der Gründer der MMM beschrieb die Haltung mit der er und das gesamte Team arbeiten: „Unsere Patienten kommen alle notbeladen zu uns, können unsere Sprache nicht, viele beschämt, verängstigt, oft in schwierigsten Verhältnissen lebend, obdachlos, arbeitslos, körperlich und meist auch seelisch krank. Bei uns hilft nicht nur der Arzt, sondern alle Teammitglieder durch Gespräche, Anteilnahme, Empathie, dadurch geben wir den Patienten oft ein Stück Hoffnung und Würde zurück.“
Die Patienten stammen aus Deutschland, Südosteuropa und Zentralafrika. Ein Großteil kommt mit akuten allgemeinmedizinischen Erkrankungen oder internistischen Erkrankungen. Neu sind zunehmend chronisch kranke Patienten oder Tumorpatienten. Ein Schwerpunkt liegt seit Beginn in der Betreuung von Schwangeren und Kindern.
Er übergab nach seiner Begrüßung direkt an Dr Ulrike Radde, die vor 10 Jahren gerade ihre gynäkologische Praxistätigkeit beendet hatte und eigentlich zunächst die Ruhe genießen wollte und nun seit zehn Jahren Gynäkologin in der MMM ist. Sie wies darauf hin, dass „die Behandlungen oftmals besonders schwierig sind aufgrund der Sprachbarriere sowie den sozialen Problemen bei den überwiegend ausländischen Klientinnen. Die ehrenamtlichen Übersetzerinnen leisten hier eine wertvolle Unterstützung“.
Ziel der MMM ist es, die Patienten in die sozialen Sicherungssysteme zu integrieren, insbesondere in eine Krankenversicherung. Deshalb gibt es seit Januar 2024 am Standort der MMM in Mannheim eine Clearingstelle für Menschen ohne Krankenversicherung in Trägerschaft der Malteser mit dem Ziel der Unterstützung und Beratung für die (Wieder)-Eingliederung in eine Krankenversicherung, geleitet durch Johanna Heintz.
Jasmin Zart, die Organisatorische Leitung der MMM, rief in Erinnerung, dass die MMM weiterhin dringend medizinisches Fachpersonal sucht, die sich ehrenamtlich in der wöchentlichen Sprechstunde engagieren möchten. Zudem ist die MMM weiterhin auf Spenden und Förderungen angewiesen, da die Einrichtung ausschließlich durch Spenden und Fördermittel finanziert wird und keine Zuwendungen von Krankenkassen erhält.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch mehrere Stücke sowie eine Zugabe des Vesperkirchenchors unter der Leitung der ausgebildeten Posaunistin und Musikpädagogin Karoline Vogt, der größtenteils aus Gästen der Vesperkirche besteht und dieses Jahr ebenfalls sein 10-jähriges Jubiläum feiert. Zum Abschluss spielte die Mannheimer Jazz-Band „Banda Nova“ mit Thomas Müller dem stellv. Ärztlichen Leiter am Saxophon.
Ein besonderes Highlight war zum Abschluss noch die Verlosung eines Trikots der Deutschen Fußball Nationalmannschaft der Männer sowie ein Spielball mit den Unterschriften des Teams. Gestiftet von den DFB-Stiftungen Egidius Braun | Sepp Herberger.